SEBASTIAN WISWEDEL
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Abfall und Architektur
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Archäologie

Neben den unvorhergesehenen Begegnungen kann es auch die willentliche Suche nach Abfall geben. Jemand versucht gerade die ekelhaften Teile unserer Mülltonne zu untersuchen (wofür und warum auch immer). Er sucht nach etwas, das wir normalen Müllproduzenten schon längst aus unserem Gesichtskreis entfernt haben. Für ihn ist Abfall Objekt der Aufmerksamkeit. Dies gilt nicht nur für Müllmänner und Entsorgungsexperten. Gebrauchtwagenhändler und Second-Hand-Läden suchen in der Absicht nach von uns weggeworfenen Dingen, sie mit Gewinn wieder zur Ware zu machen. Da Sie Dinge für wertvoll halten oder wertvoll zu machen versuchen, die wir als eben nicht wertvoll erachten, ist ihr gesellschaftlicher Status nicht auf einer Ebene mit ,sagen wir, einem Neuwagenhändler oder dem Armani-Laden auf der Königsallee.

Ich habe schon oben gesagt, dass Abfall etwas ist,was irgendwann (möglichst schnell) aus unserer Wahrnehmung zu verschwinden hat. Man könnte dazu auch sagen, wir versuchen Abfall zu vergessen und zu verdrängen. Abfall stellen wir uns als Teil der Vergangenheit vor. Bei unvorgesehenen Begegnungen mit Abfall bringt er sich selbstständig aus der wohlgeordneten Vergangenheit in die Gegenwart. Bei der willentlichen Suche danach versuchen wir dieses vergessene aufzustöbern und zu erforschen. Wir suchen nach Spuren der Vergangenheit, nach vergessenen Inschriften, nach Bedeutungen die ein Gegenstand vielleicht mal gehabt haben könnte. Er wird zur “vergegenwärtigten Vergangenheit³. Wenn man will kann man danach auch Psychoanalyse und Ökologie als Müll-Wissenschaften bezeichnen. Sie betreiben eine Art radikale Archäologie.

Diese Arbeit ist daher Teil einer Müll-Wissenschaft, denn sie versucht in Teilen die Verwendung von Abfall in der Architektur zu entdecken.

In Fullers Modell wird die schon oben genannte kognitive Wertung von Dingen, durch den Begriff der Information ähnlich besetzt. Information ist für ihn das Kriterium für die Einordnung von Dingen. Besitzen Dinge bestimmte Informationen und in welchem Maße werden sie ihnen gegeben ist zu untersuchen. Dabei bewegt er sich allerdings in dem Kreislauf von Natur und Kultur. Natur (keine Information) wird zum Halbprodukt (Unterlage für das Aufdrücken von Information) wird zum Gegenstand (aufgeprägte Information der Kultur) wird zum Abfall (Verwischen von Information) wird zur Natur (völlige Desinformation). Abfall ist für ihn also essentieller Übergang in einem Kreislauf. Ein Ding, dessen Inhalte beginnen zu verschwimmen, die zwar noch entzifferbar sind, aber schwächer werden ist Müll. Letztlich sollte die Rückführung in die Natur, in den ungeordneten Zustand folgen, aber meistens bleiben die Dinge in diesem Zwischenstadium hängen und landen auf dem wachsenden Berg des Mülls. So sind die weggeworfenen Dinge auf dem Schrottplatz weder Teil der Kultur noch Teil der Natur. Ihre Information (Autoreifen eines PKW) ist noch lesbar, verwischt sich aber im Metallhaufen des Schrottbetriebes.

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Auf dem Niveau Abfall der Informations-vermittlung sind darum auch die folgenden Bilder:

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