SEBASTIAN WISWEDEL
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Abfall und Architektur
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Transformation und Produktion

So wie wir Abfall vor allem kennen, erleben wir ihn genau dann, wenn er durch uns entsteht. Wenn wir selber also etwas wegschmeissen. So also zum Beispiel eine Dose Tomatenmark in der Küche: sobald sie leer ist wandert sie in die Mülltüte, die Mülltüte in die Mülltonne und dann verschwindet der Abfall aus unserem Haus. Dies hat zwar noch nichts mit Architektur zu tun, wenn man sich diesen Vorgang näher ansieht kann man den Begriff des “Abfalls³ vielleicht ein erstes Mal etwas verdeutlichen.

Welche Schritte sind notwendig um aus dem teuer erstandenen Produkt der Tomatendose etwas ekelhaftes, schmutziges zu machen, was möglichst weit weg von uns aufbewahrt werden sollte?

Einer der Attribute dieses Übergangs ist der Unrat der entsteht. Zuerst war die Büchse sauber, dann ist sie schmutzig. Zuerst war sie in leicht zu handhabendes Ding, dann ist sie gefährlich mit spitzen Ecken und voller Gefahren für unsere Gesundheit. Um schmutzig zu werden, muss ihr nichts hinzugefügt zu werden, man nimmt ihr etwas weg und sie wird selber zum Schmutz (-> 4). Zusammen mit anderen Abfällen in einer Mülltüte wird sie zu einem noch gefährlicheren Schmutzhaufen.

Als wir sie kauften hatte die Dose eine klare Funktion, nimmt man den Inhalt hinaus verliert sie alle Funktion als Aufbewahrungsort für Tomatenmark. Wir haben die Dose wegen des Tomatenmarks gekauft nun hat er die Dose verlassen und sie wird daher funktionslos und überflüssig, wir schmeissen sie weg (-> 22). Nur solange die Ware einen Preis hat und nützlich für uns ist, ist sie aufbewahrungswert, sobald Sie ihre Nützlichkeit verloren hat und damit auch jeden Tauschwert eingebüsst hat, wird sie zu Abfall.

Kaufen wir eine Dose im Supermarkt hat sie schon einen langen Produktionsprozess vor sich gehabt bis sie in das Regal gelangt. Wird Sie Teil der Mülltüte verschwindet Sie praktisch schon wieder aus unserer Beobachtung. Ab dem Punkt des Wegschmeissens ist für uns der Abfall keine wirkliche Ware mehr. Was nach dem Wegschmeissen passiert, der komplizierte Prozess der Abfallentsorgung sehen wir praktisch nie. Wir erleben nur einen kleinen Teil des Lebenszyklus einer Dose, in Wirklichkeit beginnt jetzt aber erst ein weiterer Vorgang mit einem Ding, das wir selber erst produziert haben. So plädiert auch G. Viale {2} vor allem dafür das dieser zweite Teil des Weges ebenfalls die Anerkennung und Wichtigkeit und Ernsthaftigkeit zuerteilt bekommt wie die ursprüngliche Produktion der Dose, denn jetzt wird Abfall produziert und dieser ist genauso eine Ware mit einem bestimmten Wert. Dies ist der Moment der Transformation von einem Ding zum Abfall, bei dem sich nachvollziehbar und überprüfbar eine Reihe von Attributen eines Dinges ändern

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